Fluglärm? Wo gibt’s den?

Carte blanche in der Volksstimme vom 12.01.2016

Ob wohl für die kommenden Fasnachtsferien ein Städtetripp eine Alternative zu einer teuren und möglicherweise schneearmen Schweizer Destination wäre? Ein Klick genügt um mit Erstaunen zur Kenntnis zu nehmen, dass ein Rückflugticket nach Barcelona für CHF 68.- zu haben wäre. Amsterdam tönt aber auch cool: CHF 76.-. Genau der Preis, den ich für eine Tageskarte im Skigebiet Flims-Laax hinblättern muss; dazu kommt noch die Bahnfahrt: CHF 75.- ab Lausen mit Halbtax-Abo. Und eine überteuerte Bratwurst mit Pommes und einen "Schümlikaffee" habe ich dabei noch nicht konsumiert. Von einer Übernachtung ganz zu schweigen.

Solche Überlegungen machen sich derzeit wohl viele Leute; der EAP (Flughafen Basel Mühlhausen) gibt eine deutliche Steigerung der Passagierzahlen im Jahr 2015 bekannt. Und wir im Landrat nehmen im Frühling jeweils mit Unbehagen und einer gewissen Hilflosigkeit den Lärmbericht des EAP zur Kenntnis. In aller Regel die gleiche Routine jedes Jahr: Die gesetzlichen Grenzwerte sind zwar eingehalten, die Lärmbelastung in etwa konstant, aber halt für die Gemeinden in der Anflugschneise oder im Startbereich der Flugis ärgerlich und störend. Zugegeben, uns im oberen Kantonsteil betrifft dies nicht; wir haben dafür ja z.T. die Immissionen des Autobahn-Verkehrs oder der Kuhglocken…

Allerdings, betrachtet man die Problematik mit einer gewissen Gemeinde-übergreifenden Solidarität, so wird rasch klar, dass auch wir im mittleren und oberen Kantonsteil, die der Versuchung von Schnäppchen-Flugticket-Preisen hin und wieder erliegen (und wer tut das schon nicht?) eine Mitverantwortung tragen. Um der Lärmproblematik im Umfeld des EAP Rechnung zu tragen, haben wir PolitikerInnen im Landrat nur wenig Möglichkeiten: Das Baselbieter Begehren um restriktivere Beschränkungen der Start- und Landezeiten in der Nacht, der Einsatz für emissionsärmere, leisere Flugzeuge verhallen oft kaum gehört in der trinationalen Struktur unseres Flughafens. Vieles muss nach Meinung der Verantwortlichen in dieser anspruchsvollen politischen Konstellation auch in Kauf genommen werden, da der EAP unbestrittenermassen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist und viele willkommene Arbeitsplätze anbietet.

Vielleicht bleibt da nur eine Selbstbeschränkung in Bezug auf das Nutzen des Flugverkehrs für Freizeit und Vergnügen? Kaum jemand bestreitet, dass die Preise der Flugreisen – insbesondere im innereuropäischen Raum – viel zu billig sind. Höhere Treibstoffpreise, mehr staatliche Abgaben (auch für die Zurverfügungstellung der Zubringer-Infrastruktur oder als “Nachteilsausgleich” für emissionsgeplagte Gebäude- und Landbesitzer) müssten meines Erachtens zu höheren Ticketpreisen beitragen und damit unter anderem auch die Chancen für den gebeutelten Schweizer Tourismus wieder etwas erhöhen.

Allerdings sind solche Massnahmen wohl nur im grösseren (zumindest Schweizerischen oder besser noch Europäischen) Verbund sinnvoll möglich. Und für mich als verantwortungsbewussten Landrat, der auch an die Bewohner von Allschwil und des Leimentals/Birsecks denkt, bleibt es bei den heutigen Rahmenbedingungen ein schwerer Entscheid für oder gegen Flugreisen resp. den Ferien-Aufenthalt in der Schweiz… Gut: Ich bleibe in der Schweiz – und hoffe, dass es noch genügend Schnee gibt!

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